Empfehlungen für Angehörige von Risikogruppen für einen schwere Covid-19-Krankheitsverlauf bei Arbeitsplätzen mit erhöhtem SARS-CoV-2-Infektionsrisiko

(English version below)

 

Obwohl schwere Verläufe häufig auch bei Personen ohne Vorerkrankung auftreten, haben bestimmte Personengruppen ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe:

  • ältere Personen (mit stetig steigendem Risiko für schweren Verlauf ab etwa 50–60 Jahren)
  • Raucher (schwache Evidenz)
  • Personen mit bestimmten Vorerkrankungen:
    • des Herz-Kreislauf-Systems (z. B. koronare Herzerkrankung und Bluthochdruck)
    • chronische Erkrankungen der Lunge (z. B. COPD)
    • Patienten mit chronischen Lebererkrankungen)
    • Patienten mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
    • Patienten mit einer Krebserkrankung
    • Patienten mit geschwächtem Immunsystem (z. B. aufgrund einer Erkrankung, die mit einer Immunschwäche einhergeht oder durch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten, die die Immunabwehr herabsetzen können)

Berufstätige Personen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-19-Krankheitsverlauf haben, sollten beruflich nicht an Arbeitsplätzen oder mit Tätigkeiten mit erhöhten Ansteckungsrisiko eingesetzt werden.

Ob beruflich ein über das Risiko in der Allgemeinbevölkerung hinausgehendes, erhöhtes Ansteckungsrisiko besteht, ergibt die Gefährdungsbeurteilung. Falls eine solche über das Alltagsrisiko hinausgehende Gefährdung festgestellt wird (d.h. Arbeitsplatz den Kategorien 2 bis 4 zuzuordnen, s.u.) und das Risiko weder durch technische, organisatorische oder personenbezogene Schutzmaßnahmen am regulären Arbeitsplatz, noch durch erweitertes mobiles Arbeiten oder befristete innerbetriebliche Umsetzung reduziert werden kann, ist die Möglichkeit einer Freistellung zu prüfen.

Die Beurteilung des individuell erhöhten Krankheitsrisikos bei Personen, die einen Arbeitsplatz mit erhöhten Ansteckungsrisiko haben, sollte durch einen Arzt gemeinsam mit der betroffenen Person erfolgen.

 

Einteilung von Arbeitsplätzen nach Ansteckungsrisiko:

Zur Übertragung bei verschiedenen Tätigkeiten - außerhalb der Krankenversorgung - gibt es lediglich einzelne Fallberichte, so dass eine Übertragungswahrscheinlichkeit derzeit nur theoretisch abgeleitet werden kann.

Die amerikanische Arbeitssicherheits- und Gesundheitsbehörde (OSHA), unterscheidet vier Kategorien von Arbeitsplätzen und Tätigkeiten: mit geringem (1) oder mittlerem (2), hohem (3) und sehr hohem (4) Risiko.

Die Kategorien 3 und 4 beziehen sich auf den direkten Umgang mit bekanntermaßen Covid-19 Erkrankten (d.h. im Wesentlichen auf Personen im Bereich der Krankenversorgung und Pflege).

Kategorie 2 (mittleres Expositionsrisiko):  Arbeitsplätze, die häufigen und/oder engen Kontakt mit Menschen erfordern (d. h. in einem Umkreis von weniger als 1,5 Meter), die möglicherweise mit SARS-CoV-2 infiziert, aber nicht diagnostiziert sind (z.B. möglich in Schulen, in Arbeitsumgebungen mit hoher Personendichte und ggf. in Einzelhandelsgeschäften).

Kategorie 1 (geringeres Expositionsrisiko): Arbeitsplätze, die keinen Kontakt mit Personen erfordern, von denen bekannt ist oder vermutet wird, dass sie mit SARS-CoV-2 infiziert sind, und die keinen häufigen engen Kontakt mit anderen Personen (d. h. in einem Umkreis von weniger als 1,5 Meter) erfordern. Arbeitnehmer dieser Kategorie haben beruflich nur minimalen Kontakt mit der Öffentlichkeit und anderen Mitarbeitern. Das Risiko an diesen Arbeitsplätzen wird dem in der Allgemeinbevölkerung gleichgesetzt.

 

Quelle: Kompetenznetz Public Health COVID-19

Das Kompetenznetz Public Health zu COVID-19 ist ein Ad hoc-Zusammenschluss von über 25 wissenschaftlichen Fachgesellschaften aus dem Bereich Public Health, die hier ihre, methodische, epidemiologische, statistische, sozialwissenschaftliche und (bevölkerungs-)medizinische Fachkenntnis bündeln. Es vertritt mehrere Tausend Wissenschaftler*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

 

Arbeitsmedizinische Empfehlung des Ausschusses für Arbeitsmedizin, veröffentlicht durch das Bundesministerium für Arbeit am 20.07.2020 zum „Umgang mit aufgrund der SARS-CoV-2-Epidemie besonders schutzbedürftigen Beschäftigten“

 

 

Recommendations for members of risk groups for severe covid-19 disease in workplaces with increased risk of SARS-CoV-2 infection

Although severe courses of disease often occur in people without previous illness, certain groups of people have an increased risk of severe courses of disease:

  •     older persons (with a steadily increasing risk of severe courses from about 50-60 years of age)
  •     Smoker (weak evidence)
  •     People with certain pre-existing conditions:
  •     the cardiovascular system (e.g. coronary heart disease and high blood pressure)
  •     chronic diseases of the lungs (e.g. COPD)
  •     patients with chronic liver diseases)
  •     Patients with diabetes mellitus
  •     Patients with cancer
  •     Patients with a weakened immune system (e.g. due to a disease associated with an immunodeficiency or through the regular intake of medication that can reduce the immune defence)

Professionals at increased risk of developing severe covid 19 disease should not be employed in workplaces or activities with increased risk of infection.

The risk assessment will determine whether there is an increased risk of infection at work that exceeds the risk in the general population. If such a risk exceeding the everyday risk is identified (i.e. assigning workplaces to categories 2 to 4, see below) and the risk cannot be reduced either by technical, organisational or personal protective measures at the regular workplace, or by extended mobile working or temporary in-house implementation, the possibility of an exemption must be examined.

The assessment of the individually increased risk of illness in persons who have a workplace with an increased risk of infection should be carried out by a doctor together with the person concerned.

Classification of workplaces according to risk of infection:

There are only individual case reports on transmission in various activities - outside of health care - so that a transmission probability can currently only be derived theoretically.

The American Occupational Safety and Health Administration (OSHA), distinguishes four categories of jobs and activities: with low (1) or medium (2), high (3) and very high (4) risk.

Categories 3 and 4 refer to direct contact with people known to be infected with Covid-19 (i.e. mainly people in the health care and nursing sector).

Category 2 (medium exposure risk): workplaces requiring frequent and/or close contact with people (i.e. within a radius of less than 1,5 m) who may be infected with SARS-CoV-2 but who are undiagnosed (e.g. possible in schools, in working environments with a high density of people and possibly in retail outlets).

Category 1 (lower exposure risk): workplaces that do not require contact with people known or suspected to be infected with SARS-CoV-2 and that do not require frequent close contact with other people (i.e. within a radius of less than 1.5 metres). Workers in this category have minimal occupational contact with the public and other employees. The risk at these workplaces is considered equivalent to that of the general population.


Source: Public Health Competence Network COVID-19

The Competence Network Public Health on COVID-19 is an ad hoc association of more than 25 scientific societies in the field of public health, which combine their methodological, epidemiological, statistical, social science and (population) medical expertise. It represents several thousand scientists* from Germany, Austria and Switzerland.

Recommendation of the Committee for Occupational Medicine, published by the Federal Ministry of Labour on 20.07.2020 on "Dealing with workers in need of special protection due to the SARS-CoV-2 epidemic